Ich benutze VR übrigens am meisten zum Meditieren. Die virtuellen Welten, in welche ich da eintauche, helfen mir, mein Alltagsbewusstsein in den Hintergrund meiner Aufmerksamkeit zu schieben. Da mein Atem visualisiert wird, ist dies eine große Hilfe, mich darauf zu fokussieren. Ich habe den Eindruck, dass meine seelische Gesundheit enorm davon profitiert. Die Sitzungen sind auch kurz genug – übergroße Anstrengung hier also kein Thema.
Kinofilme, Serien oder YouTube Beiträge in der VR anzusehen, schafft ein Äquivalent zum Kinoerlebnis. Ich sitze nicht in der Handlung, sondern im Kino. Es gibt eine APP, in der ich mein Kinoerlebnis mit anderen teilen und sogar mit deren Avataren interagieren kann. Die etwas geringere Auflösung meines billigen Headsets stört mich dabei persönlich kaum, weil ich an das Kino meiner Kindheit und Jugend erinnert werde. Serien sind besonders dann reizvoll, wenn sie gedreht wurden wie fürs Kino. Es gibt allerdings auch Serien (und YouTube Beiträge), die auf einem kleineren Panel besser wirken – bei denen das Kinoerlebnis also abträglich ist.
Wenn es meine Leser interessiert, werde ich analysieren, woran das liegen mag.
Die meiste Erfahrung mit VR existiert logischerweise im Bereich der Simulationen und der Spiele. Das Gefühl „real“ anwesend zu sein, wird hier dramaturgisch am besten berücksichtigt.
Um einen kleinen Eindruck zu vermitteln, wie real Erlebnisse in der VR werden können, möchte ich ein Erlebnis schildern:
Ich nehme inzwischen regelmäßig an Gruppenmeditationen in der VR teil. Wir sitzen in einer Art östlichen Tempel auf Kissen, alle Teilnehmer werden durch comichafte Avatare repräsentiert, die Stimmen der Sprecher sind genau im Raum verortbar. Trotz des fantasievollen und durchaus unrealistischen Settings fühlt es sich an, als wäre man gemeinsam mit richtigen Menschen in einem wirklichen Raum. Auch die graphische Stilisierung ist dem nicht abträglich. Da wir am Ende auch unsere Gedanken und Gefühle miteinander teilen, entsteht nicht selten die Intensität einer realen Gruppentherapie. Es spielt keine Rolle, dass ich dabei auf einer Couch in einer deutschen Kleinstadt sitze und die anderen in ihren Wohnungen irgendwo in den Vereinigten Staaten. Für die Dauer der Veranstaltung sind wir tatsächlich in diesem östlichen Tempel – miteinander.
Das also beendet zunächst meine Schilderungen und dramaturgischen Überlegungen zum Thema VR. Vielleicht werde ich irgendwann wieder etwas dazu schreiben. Inzwischen jedoch finde ich Filmdramaturgie interessanter.